Hämophilie A

Die Hämophilie A ist ein angeborener Mangel des Blutgerinnungsfaktors VIII (FVIII), der nach Schätzungen mit einer Häufigkeit von 1 Betroffenen unter 4.000 männlichen Neugeborenen auftritt. Das Fehlen dieses Blutbestandteils verzögert den Prozess der Blutgerinnung, wodurch es (z.B. im Fall von Verletzungen oder auch bei spontan auftretenden Blutungen) zu einem länger anhaltendem Blutaustritt und höherem Blutverlust kommt, sofern keine medizinische Behandlung erfolgt.

Wichtig: Hämophile bluten grundsätzlich nicht häufiger, sondern länger als Menschen mit normaler Blutgerinnung!

 

Symptome

Zu den häufigsten Symptomen zählen ein länger anhaltender Blutaustritt und eine verzögerte Wundheilung bei oberflächlichen Verletzungen, häufig auftretende subkutane Hämatome („blaue Flecken“) und generell langsamer abheilende Beeinträchtigungen des Bewegungsapparats. Vor allem wiederholte Einblutungen in Muskulatur und Gelenke können dort erhebliche Schäden wie Muskelverkürzungen und Gelenksabnutzungen verursachen. Blutungen in innere Organe und den Kopf treten selten und meist nur nach schweren Verletzungen auf, sind aber bei Hämophilen besonders kritisch, da sie oft nur verzögert erkannt werden.

Wichtig: Nach Unfällen und gravierenden Verletzungen müssen Patienten mit schwerer Hämophilie A sofort Faktor VIII in einer hohen Dosierung erhalten – hier gibt es kein Zuwarten!

 

Diagnose

Abhängig davon, wie stark der Faktor VIII biologisch im Körper vorhanden ist („FVIII-Restaktivität“) unterscheidet man leichte (5-30% FVIII), mittelschwere (1-5% FVIII) und schwere Hämophilie A (<1% FVIII). Diese Unterscheidung hat zumeist unmittelbare Auswirkungen auf die Schwere/Häufigkeit von Symptomen und oft auch auf die Dauer bis zur korrekten Diagnosestellung. So werden schwere Hämophile in Österreich zumeist innerhalb des ersten Lebensjahrs diagnostiziert, mittelschwer und leicht Betroffene erfahren oft erst später von ihrer Erkrankung (z.B. durch vermehrten Blutverlust nach Unfällen oder Operationen). Die Diagnostik erfolgt einerseits durch eine labortechnische Messung der Blutgerinnungszeit (wichtig vor geplanten Operationen!), andererseits durch eine genetische Untersuchung zum Nachweis der zugrundeliegenden Genmutation (relevant für weitere Vererbung und genaue Einkreisung des Schweregrads).

Wichtig: Jeder Verdacht auf eine verzögerte Blutgerinnung (z.B. auch bei häufigem Auftreten von blauen Flecken, häufigem Nasenbluten und längeren Regelblutungen bei Mädchen und Frauen) sollte diagnostisch untersucht werden – ganz besonders wenn bereits früher erbliche Blutgerinnungsstörungen in der Familie aufgetreten sind!

 

 

Behandlung/Therapie

Bislang kann man die Hämophilie A noch nicht dauerhaft heilen, es gibt allerdings erste Ansätze von Gentherapien, die eine längerfristige bis lebenslang anhaltende Milderung der Blutgerinnungsstörung versprechen und auch in Studien am Menschen erprobt und teils bereits zugelassen sind.

Hämophile A ist daher derzeit noch eine chronische Erkrankung, die bei schwerer Ausprägung regelmäßig behandelt werden muss. Um die Blutungsneigung zu verringern, wird den Betroffenen dabei der fehlende Faktor VIII (FVIII) (oder ein physiologisches Äquivalent) gespritzt. Dafür stehen FVIII-Präparate zur Verfügung, die entweder aus Blutspenden gewonnen werden („plasmatische“ Faktor-Konzentrate), oder solche, die gentechnisch erzeugt werden („rekombinante“ Faktor-Präparate der 1. Generation); bei Letzteren gibt es heute auch solche, die zusätzlich eine verlängerte Wirkungsdauer („Halbwertszeit“) aufweisen, s.g. „EHL-Produkte“ (rekombinante Faktor-Präparate der 2. Generation).

Bislang müssen diese FVIII-Präparate in die Venen („intravenös“) gespritzt werden. Da ihre Wirkungsdauer nur wenige Tage beträgt, bis sie im Körper abgebaut werden, müssen Patienten mit schwerer Hämophilie A sich zumeist mehrmals pro Woche behandeln – das gilt auch beim Einsatz von FVIII-Präparaten mit verlängerter Wirkdauer („EHL-Produkte“). Außerdem gibt es zur Vorbeugung von Blutungen („Prophylaxe“) heute auch ein Non-Faktor-Präparat, das im Körper dieselbe Funktion wie Faktor VIII erfüllt, jedoch länger wirksam ist und auch unter die Haut gespritzt werden kann („subkutane“ Verabreichung).

Therapiestandard ist heute die Blutungsprophylaxe; das bedeutet, dass regelmäßig Blutgerinnungspräparate verabreicht werden, um die Blutgerinnung auszugleichen und Blutungen im Vornherein zu vermeiden. Falls dennoch Blutungen auftreten, müssen zusätzlich Blutgerinnungspräparate gespritzt werden, bis die Blutungen gestoppt sind und die Verletzungen abklingen.

Wichtig: Mittels vorbeugender Behandlung („Prophylaxe“) können Blutungen heutzutage großteils verhindert werden, so dass Hämophilie-Patienten im Alltag kaum von ihrer Erkrankung beeinträchtigt sind!

 

Genetik & Vererbung

Bei der Hämophilie A handelt es sich um eine X-chromosomal rezessiv vererbte genetisch bedingte Störung der Blutgerinnung, d.h. der zugrundeliegende Gendefekt liegt auf dem X-Chromosom und tritt daher in stark ausgeprägter Form vor allem bei Männern auf, da sie in ihrem Erbgut nur über ein X-Chromosom verfügen. Bei betroffenen Frauen wird der genetische Defekt zumeist durch das zweite, intakte X-Chromosom ausgeglichen. Auch Frauen können aber von einer verzögerten Blutgerinnung betroffen sein und Symptome aufweisen. Besonders bei Töchtern betroffener Familien, bei denen der zugrundeliegende Gendefekt nicht offen auftritt und die Krankheit daher nicht ausbricht, sollte eine entsprechende Diagnostik ab der Geschlechtsreife erfolgen, da sie den Gendefekt weitervererben können („Überträgerinnen“) ohne sich dessen bewusst zu sein.

Wichtig: Auch Mädchen und Frauen können von Hämophilie A betroffen sein und Symptome aufweisen – wenn auch deutlich seltener als Männer; daher gilt es hier allerdings auch genauer auf mögliche Anzeichen für eine Blutgerinnungsstörung zu achten!

 

 

 

Hämophilie B

Die Hämophilie B ist ein angeborener Mangel des Blutgerinnungsfaktors IX (FIX), der nach Schätzungen mit einer Häufigkeit von 1 Betroffenen unter 20.000 männlichen Neugeborenen auftritt. Das Fehlen dieses Blutbestandteils verzögert den Prozess der Blutgerinnung, wodurch es (z.B. im Fall von Verletzungen oder auch bei spontan auftretenden Blutungen) zu einem länger anhaltendem Blutaustritt und höherem Blutverlust kommt, sofern keine medizinische Behandlung erfolgt.

Wichtig: Hämophile bluten grundsätzlich nicht häufiger, sondern länger als Menschen mit normaler Blutgerinnung!

 

Symptome

Zu den häufigsten Symptomen zählen ein länger anhaltender Blutaustritt und eine verzögerte Wundheilung bei oberflächlichen Verletzungen, häufig auftretende subkutane Hämatome („blaue Flecken“) und generell langsamer abheilende Beeinträchtigungen des Bewegungsapparats. Vor allem wiederholte Einblutungen in Muskulatur und Gelenke können dort erhebliche Schäden wie Muskelverkürzungen und Gelenksabnutzungen verursachen. Blutungen in innere Organe und den Kopf treten selten und meist nur nach schweren Verletzungen auf, sind aber bei Hämophilen besonders kritisch, da sie oft nur verzögert erkannt werden.

Wichtig: Nach Unfällen und gravierenden Verletzungen müssen Patienten mit schwerer Hämophilie B sofort Faktor IX in einer hohen Dosierung erhalten – hier gibt es kein Zuwarten, v.a. weil die Wirkung der verabreichten Präparate etwas langsamer einsetzt als bei Hämophilie A.

 

Diagnose

Abhängig davon, wie stark der Faktor IX biologisch im Körper vorhanden ist („FIX-Restaktivität“) unterscheidet man leichte (5-30% FIX), mittelschwere (1-5% FIX) und schwere Hämophilie B (<1% FIX). Diese Unterscheidung hat zumeist unmittelbare Auswirkungen auf die Schwere/Häufigkeit von Symptomen und oft auch auf die Dauer bis zur korrekten Diagnosestellung. So werden schwere Hämophile in Österreich zumeist innerhalb des ersten Lebensjahrs diagnostiziert, mittelschwer und leicht Betroffene erfahren oft erst später von ihrer Erkrankung (z.B. durch vermehrten Blutverlust nach Unfällen oder Operationen). Bei Hämophilie B ist der Anteil der schwer ausgeprägten Formen wesentlich seltener als bei der Hämophilie A – man schätzt, dass sie nur bei 1 von 50.000 männlichen Neugeborenen auftritt, während das bei der Hämophilie A bei 1 von 10.000 der Fall ist.

Die Diagnostik erfolge einerseits durch eine labortechnische Messung der Blutgerinnungszeit (wichtig vor geplanten Operationen!), andererseits durch eine genetische Untersuchung zum Nachweis der zugrundeliegenden Genmutation (relevant für weitere Vererbung und genaue Einkreisung des Schweregrads).

Wichtig: Jeder Verdacht auf eine verzögerte Blutgerinnung (z.B. auch bei häufigem Auftreten von blauen Flecken, häufigem Nasenbluten und längeren Regelblutungen bei Frauen) sollte diagnostisch untersucht werden – ganz besonders wenn bereits früher erbliche Blutgerinnungsstörungen in der Familie aufgetreten sind!

 

Behandlung/Therapie

Bislang kann man die Hämophilie B noch nicht dauerhaft heilen, es gibt allerdings erste Ansätze von Gentherapien, die eine längerfristige bis lebenslang anhaltende Milderung der Blutgerinnungsstörung versprechen und auch in Studien am Menschen erprobt und teils bereits zugelassen sind. Da der ursächliche Gendefekt besser eingekreist werden kann, sind die Fortschritte in der Gentherapie bei Hämophilie B etwas fortgeschrittener als bei der Hämophilie A.

Hämophile B ist derzeit noch überwiegend eine chronische Erkrankung, die bei schwerer Ausprägung regelmäßig behandelt werden muss. Um die Blutungsneigung zu verringern, wird den Betroffenen dabei der fehlende Faktor IX (FIX) gespritzt. Dafür stehen FIX-Präparate zur Verfügung, die entweder aus Blutspenden gewonnen werden („plasmatische“ Faktor-Konzentrate), oder solche, die gentechnisch erzeugt werden („rekombinante“ Faktor-Präparate der 1. Generation); bei Letzteren gibt es heute auch solche, die zusätzlich eine verlängerte Wirkungsdauer („Halbwertszeit“) aufweisen, s.g. „EHL-Produkte“ (rekombinante Faktor-Präparate der 2. Generation). Bislang müssen alle diese FIX-Präparate in die Venen („intravenös“) gespritzt werden.

Therapiestandard ist heute die Blutungsprophylaxe; das bedeutet, dass regelmäßig FIX-Präparate verabreicht werden, um die Blutgerinnung im Körper auszugleichen und Blutungen im Vornherein zu vermeiden. Da die Wirkungsdauer der „EHL-Produkte“ von FIX länger anhält als bei FVIII, ist es heute bei vielen Patienten mit schwerer Hämophilie B möglich, dass nur noch einmal pro Woche FIX-Präparate gespritzt werden müssen, um eine wirksame Prophylaxe zu erreichen. Falls dennoch Blutungen auftreten, müssen zusätzlich FIX-Präparate gespritzt werden, bis die Blutungen gestoppt sind und die Verletzungen abklingen.

Wichtig: Mittels vorbeugender Behandlung („Prophylaxe“) können Blutungen heutzutage großteils verhindert werden, so dass Hämophilie-Patienten im Alltag kaum von ihrer Erkrankung beeinträchtigt sind!

 

Genetik & Vererbung

Bei der Hämophilie B handelt es sich um eine X-chromosomal rezessiv vererbte genetisch bedingte Störung der Blutgerinnung, d.h. der zugrundeliegende Gendefekt liegt auf dem X-Chromosom und tritt daher in stark ausgeprägter Form vor allem bei Männern auf, da sie in ihrem Erbgut nur über ein X-Chromosom verfügen. Bei betroffenen Frauen wird der genetische Defekt zumeist durch das zweite, intakte X-Chromosom ausgeglichen. Auch Frauen können aber von einer verzögerten Blutgerinnung betroffen sein und Symptome aufweisen. Besonders bei Töchtern betroffener Familien, bei denen der zugrundeliegende Gendefekt nicht offen auftritt und die Krankheit daher nicht ausbricht, sollte eine entsprechende Diagnostik ab der Geschlechtsreife erfolgen, da sie den Gendefekt weitervererben können („Überträgerinnen“) ohne sich dessen bewusst zu sein.

Wichtig: Auch Mädchen und Frauen können von Hämophilie B betroffen sein und Symptome aufweisen – wenn auch deutlich seltener als Männer; daher gilt es hier allerdings auch genauer auf mögliche Anzeichen für eine Blutgerinnungsstörung zu achten!