Covid-19 und Blutgerinnungsstörungen

Dr. Cihan Ay hat bei der Generalversammlung über Covid-19 referiert. Er klärte auf, warum das Coronavirus so tückisch ist, was es im Körper auslösen kann und was speziell bei Menschen mit Blutgerinnungsstörungen im Infektionsfall getan werden muss. // Lukas Zahrer

Angeborene Blutgerinnungsstörungen per se zählen nicht zur Risikogruppe. Es gibt nach aktuellem Wissensstand auch keinen Hinweis auf einen besonders schweren Verlauf von Covid-19 im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung.

Dies beruht allerdings auf einer sehr schwachen Datenlage und wenige Fallserien. Dr. Ay tauschte sich mit Hämatologen aus jenen Gebieten aus, die von der Pandemie im Frühjahr 2020 am heftigsten getroffen wurden, etwa mit dem Zentrum in Mailand (Italien). Menschen mit Blutgerinnungsstörungen sollten unbedingt die Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens einhalten.

Ich habe Covid-19: Was tun?

Hämatologen auf der ganzen Welt machten sich Gedanken, wie die ideale Behandlung von Hämophilen mit Covid-19 am besten aussehen soll. Prof. Cedric Hermans vom Saint-Luc Universitätsspital in Brüssel (Belgien) hat dazu zehn Prinzipien aufgestellt:

Uneingeschränkter Zugang zu bisheriger Behandlung
Fortsetzen der Prophylaxe
Schutzmaßnahmen (Maske, Anzüge, etc.)
Kriterien zur Aufnahme in stationärer ­Behandlung gleich wie bei restlicher Population
Bei Spitalsaufnahme GerinnungsspezialistInnen kontaktieren
HämophiliebehandlerIn soll in tägliche ­Betreuung involviert sein
Gerinnungsmangel angemessen an das Blutungsrisiko behandeln
Falls nötig, gleiche Behandlungsmethoden wie bei allen anderen (Beatmungsgerät, etc.)
Thrombose vorbeugen (Abwägung von Nutzen und Risiko)
Direktive zum Lebensende nicht anders als bei keinem Gerinnungsmangel

Versorgung gesichert

Menschen mit Blutgerinnungsstörungen in Österreich haben nach wie vor einen uneingeschränkten Zugang zu den Hämophiliezentren. Routinekontrollen sind im AKH Wien nach Terminvereinbarung ganz normal möglich, auch der Autor dieser Zeilen hat sich selbst davon überzeugt.
Dr. Ay wies in seinem Vortrag zudem auf „neue Möglichkeiten durch die Pandemie“ hin. Die Gerinnungsambulanz setzt zusätzlich vermehrt auf telefonische Betreuung (Telemedizin). „Wir machten uns Sorgen, dass wir den Kontakt zu unseren Patienten während des Lockdowns verlieren. Mit der Telemedizin kommen wir nun sehr gut aus“, sagte Dr. Ay, und hielt fest: „Sie haben während der Pandemie uneingeschränkten Zutritt zu den Hämophiliezentren. Die Versorgung mit Gerinnungspräparaten und -therapien ist weiterhin gesichert.“

Das Video zum spannenden Vortrag von Dr. Ay könnt ihr hier nachschauen. Es ist auch auf unserem YouTube-Kanal (@BluterAustria) zu finden.

 

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